BU-Absicherung für Youngster: “Welpenschutz gibt’s nur im Tierreich”

Die BU-Absicherung für junge Menschen ist ein Thema, das oft in Vergessenheit gerät. Denn viele junge Menschen sehen die Risiken nicht, mit denen sie konfrontiert werden. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag von Swiss Life zufolge, hat sich beinahe die Hälfte der jungen Deutschen noch nie mit dem Thema befasst. Und noch viel weniger sehen sie den Mangel an Schutz, den es von staatlicher Seite für sie gibt.

Warum ist eine BU-Versicherung auch für Schüler und Studenten sinnvoll, obwohl sie keinen eigentlichen Beruf haben? Und wieso sollten Berufseinsteiger nicht auf eine solche Absicherung verzichten? Worauf ist bei einer BU für junge Menschen zu achten? Was unterscheidet sie voneinander und was gilt es für Makler zu beachten? Darüber haben wir mit Biometrie-Experte und Versicherungsmakler Philip Wenzel gesprochen.

umdenken.co: Herr Wenzel, eine BU-Versicherung für Berufseinsteiger und Azubis ist ja nachvollziehbar. Aber für Schüler und Studenten? Wer keinen Beruf hat, der braucht doch auch keine BU-Versicherung, oder?

Philip Wenzel: Ein Gedanke, mit dem sich Makler häufig konfrontiert sehen. Denn ein Bedarf ist ja nicht konkret gegeben. Grundsätzlich erzielt der Schüler kein wirkliches Einkommen und hat somit auch keines, das er absichern müsste. Aber wenn ich schon als Schüler eine starke gesundheitliche Einschränkung erfahre, werde ich wahrscheinlich auch Probleme haben, im Berufsleben Fuß zu fassen. Das bedeutet ich kann berufsunfähig werden, bevor ich überhaupt gearbeitet habe. Auch dagegen sollte man sich absichern. Wenn der Versicherer die Tätigkeiten von Schülern oder Studenten als Beruf ansieht, dann greift auch hier die Berufsunfähigkeits-Versicherung.

umdenken.co: Gerade erst war zu lesen, dass jeder sechste Student mittlerweile psychische Probleme habe. Das geht aus einem Report der Barmer hervor. Was bedeutet das für die BU-Absicherung in jungem Alter?

Philip Wenzel: In Anbetracht der Tatsache, dass psychische Erkrankungen mittlerweile zu den häufigsten BU-Auslösern gehören, ist das ein sehr beunruhigender Trend. Da der Versicherer nur vor Vertragsschluss den Gesundheitszustand prüfen darf, gilt also: Je früher, desto besser. Und die Erfahrung zeigt, dass auch in der Vorbereitung zur Abschlussprüfung an der Schule oder der Universität Krankschreibungen gerne mal mit einer psychischen Erkrankung gerechtfertigt werden. Wenn dann mal ein Erschöpfungssyndrom in der Krankenakte steht, dann muss ich als Vermittler gute Argumente haben, um hier keinen Leistungsausschluss zu erhalten.

umdenken.co: Viele klammern sich an einen staatlichen Schutz. Gibt es den denn nicht?

Philip Wenzel: Leider ein fataler Irrtum. Schüler und Studenten sind nur über die Berufsgenossenschaft abgesichert. Aber auch da gibt es keine Rente. Es fehlt ja auch an einer Bemessungsgrundlage. Schließlich haben in der Regel weder Schüler noch Studenten in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt. Welpenschutz gibt’s nur im Tierreich.

https://www.facebook.com/newfinancemedia/videos/916820171833040/?hc_ref=ARRZFQMVVjIm7VUazSJuBFE8LuQ12YUZWaSoGQw-kre5Vc9ZPL6_3mv24am9_JONyq0

umdenken.co: Wie können Makler den Bedarf bei jungen Menschen aufzeigen, ohne wie reine Verkäufer zu erscheinen?

Philip Wenzel: Durch einen ganz einfachen Vergleich. Wenn ich dem Kunden vorrechne, was er als 17-Jähriger in Summe an Beiträgen zahlt und was er als 27-Jähriger zahlt, wird er von alleine merken, dass er die zehn Jahre praktisch geschenkt bekommt, da er über die Gesamtlaufzeit bei einem späteren Abschluss sogar mehr bezahlt. Aber eben bereits früher abgesichert ist. Den Bedarf wird der junge Kunde eher nicht erkennen, da er sein Geld derzeit ja von seinen Eltern leistungsunabhängig bekommt.

umdenken.co: Eltern, ein gutes Stichwort. An wen richtet sich die Ansprache überhaupt: an Eltern oder die Kinder?

Philip Wenzel: Da die Eltern zahlen, müssen sie unbedingt mit ins Boot. Außerdem haben sie als Berufstätige ein anderes Risikobewusstsein. Ich spreche aber genauso die Kinder in der Beratung an. Schließlich geht es da ja um sie. Außerdem können sie, wenn sie mit der Beratungsleistung zufrieden sind, langfristig ein guter Kunde werden. Unterm Strich werden aber die Eltern die Entscheidung treffen. Das darf ich nicht vergessen.

umdenken.co: Gibt es Fehler, die der Makler im Beratungsprozess auf jeden Fall vermeiden sollte?

Philip Wenzel: Makler sollten unbedingt im Auge behalten, wie es nach der Schulausbildung mit ihrem Schützling weitergeht. Und was der Vertrag für zukünftige Entwicklungen vorsieht. Manche Anbieter verlangen, dass die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit gemeldet werden muss. Das ist dann unglücklich, wenn ich den Schüler deswegen so früh versichert habe, weil ich wusste, dass er später Schreiner wird. Das führt dann sicherlich zu einem unangenehmen Gespräch.

umdenken.co: Welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht die elementarsten für eine Schüler/Studenten/Azubi-BU?

Philip Wenzel: Ganz klar: Die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit sollte nicht nachgemeldet werden müssen. Der Rest ist tatsächlich nur so mittelwichtig. Der Vertrag läuft für 50 Jahre, maximal 10 Jahre davon interessieren Klauseln für Schüler und Studenten. Aber wenn ich die Wahl habe, zwischen zwei hervorragenden Versicherern zu entscheiden, würde ich den nehmen, der bei Studenten in der zweiten Hälfte des Studiums bei der Lebensstellung den angestrebten Beruf als Maßstab heranzieht. Das dürfte die konkrete Verweisung deutlich erschweren.

Titelbild: ©Philip Wenzel

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Autor

NewFinance Redaktion
NewFinance Redaktionhttps://www.newfinance.de
Hier bloggt die Redaktion von NewFinance.today zu allgemeinen und speziellen Themen rund um Versicherung, Finanzen und Vorsorge aber auch zu Unternehmensthemen der Bayerischen. Wir wünschen eine spannende und interessante Lektüre!

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Kommentare

  1. Ein gelungener Beitrag – gute Fragen und sehr gute Antworten.

    Nur eine kleine Ergänzung: Bei Schülern, die ein Studium beabsichtigen und Studenten würde ich auch darauf achten, dass der BU-Versicherer während der Studienzeit auf eine abstrakte Verweisung verzichtet – auch in der ersten Studienhälfte.

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