Laut einer Kaspersky-Umfrage 2016 empfindet jeder vierte deutsche Social-Media-Nutzer (27,3 Prozent) Niedergeschlagenheit und Like-Neid. Cyber-Depression etabliert sich als neue Volkskrankheit. Und weil niemand auf Facebook, Twitter und Co. verzichtet, steigt die Zahl der Betroffenen.
„Ich hatte das Gefühl, etwas mitteilen zu müssen, konnte es aber nicht. Was sollte ich denn auch sagen: Ich lag auf dem Sofa und hatte für nichts Kraft. Jedes Mal, wenn ich Facebook oder Instagram gecheckt habe, kamen mir Erfolgsmeldungen aus meinem Umfeld entgegen. Ich hatte das Gefühl, das Leben geht ohne mich weiter, alle sind glücklich außer mir.“ sagte Kati Krause in einem Interview mit dem Spiegel (2016.)
Das Gras ist drüben immer grüner
Das von Kati Krause beschriebene Gefühl kennen viele. Die eigene soziale Präsenz kann frustrierend sein. Der Grund ist simpel: Druck. Denn die Jagd nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, Likes, Klicks, Reactions und tollen Bildern für sämtliche soziale Netzwerke ist anstrengend. Große Angst herrscht vor sozialer Isolation.
- 73,8 Prozent beschleicht beim Stöbern durch eigene, ältere Postings das Gefühl, das frühere Leben sei besser gewesen als das heutige.
- 55,7 Prozent belastet es, wenn Bekannte Freundschaften in sozialen Netzwerken kündigen.
- 52 Prozent geraten in schlechte Stimmung, sollte unter den eigenen Posts kritische Kommentare stehen.
- 48 Prozent stört es, wenn Freunde scheinbar ein besseres und erfüllteres Leben führen als man selbst.
- 45,8 Prozent verärgern mangelnde Likes auf die eigenen Beiträge.
- 24 Prozent der befragten Männer gaben an, sich Sorgen zu machen, ob ihre Beliebtheit innerhalb der Gruppe abnimmt. Bei den Frauen sind es 17 Prozent.
Der Fall der Amanda Todd ließ die Welt 2012 den Atem anhalten. Das junge Mädchen (15) beging Selbstmord. Nacktfotos der jungen Schülerin kursierten im Internet, nachdem sie diese ihrem vermeintlichen Schwarm schickte. Kurz vor ihrer Tat veröffentlichte sie ein Video auf YouTube, es wurde später zum Synonym eines virtuellen Hilfeschreis. Erstmals entstand eine eindeutige Verbindung zwischen Cyber-Depression und Mobbing.
Die Spirale der Enttäuschung
Auch in Deutschland haben chronische Depressionen bereits das Ausmaß einer Volkskrankheit angenommen. Immerhin gaben 10,8 Prozent in einer Umfrage der WHO an, dass sie an der Krankheit leiden. Soziale Medien verstärken den Effekt einer Depression. Hierbei dienen soziale Kanäle überwiegend als “positive Verstärker”. Wie in einem Kreislauf des operanten Konditionierens. Die betroffene Person ist niedergeschlagen und möchte Aufmerksamkeit. Doch da die gewünschte Reaktion auf eigene Posts, Mitteilungen oder Bilder ausbleibt, verstärkt sich das depressive Gefühl noch mehr.
Ein Stütze, keine Krücke
Depressionen und Burnout sind immer öfter ein Thema für Versicherungen. Denn als Auslöser für eine Berufsunfähigkeit stehen Erkrankungen des Nervensystems, zu denen auch psychische Erkrankungen zählen, inzwischen auf Platz 1. Für die Betroffenen schafft eine BU-Rente Sicherheit und eine finanzielle Stütze und Rücklage. Insbesondere bei Depressionen. Denn wenn bei Burnout oder Depressionen ein Arbeitsplatz- oder Berufswechsel nicht helfen kann, müssen diese oft therapeutisch und medikamentös behandelt werden. Mehrjährige Arbeitsausfälle sind nicht selten. Gut, wenn vorgesorgt wurde.
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