Donnerstag, der 12. September 2019: die EZB trifft ihre Zinsentscheidung. Der Leitzins bleibt weiterhin bei 0,00 Prozent, der Einlagezins wird sogar von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent abgesenkt.
Seit dem 16. März 2016 beträgt der Leitzins der EZB Null Prozent die Inflationsrate ist seitdem jedoch gestiegen und lag in Deutschland 2018 bei 1,8 Prozent. Der geringe Leitzins stellt auch die Lebensversicherer vor eine Herausforderung, denn diese müssen hohe Garantiezinsen aus der Vergangenheit einhalten. Trotzdem prognostiziert das Ratinghaus Assekurata in seinem jüngsten Marktausblick eine positive Entwicklung.
Zinspolitik trifft Lebensversicherungen
Um langfristig Garantiezinsen gewährleisten zu können, wurde 2011 die Zinszusatzreserve (ZZR) eingeführt, die mittlerweile ein Volumen von 65 Milliarden Euro erreicht hat. Die Zinszusatzreserve sind zusätzliche Rückstellungen, die Versicherer aufbauen, um auch in Niedrigzinszeiten Garantieversprechen alter Verträge einzuhalten. Durch den Aufbau dieser Rückstellungen konnten die Versicherer die durchschnittliche Garantiezinsanforderung senken. Insgesamt eine Erleichterung für die Lebensversicherungen, aber trotzdem „ein großer Kraftakt”, weiß Lars Heermann. Er ist Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Einführung der Korridormethode
Für mehr Planungssicherheit sorgte der im Oktober 2018 eingeführte Zinskorridor. Denn dieser ermöglicht es den Unternehmen, ihre ZZR aus den laufenden Erträgen zu finanzieren. Bei anhaltendem Niedrigzins wird die Branche bis 2024 knapp 100 Milliarden Euro ZZR aufbauen, anstatt über 150 Milliarden nach der vorherigen Methodik. Das schätzt Analyst Heermann. Übrigens: Die Bayerische konnte 2018 mit ihrer Konzernmutter Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. ihre ZZR auf 295 Millionen Euro steigern und hat sie damit komplett ausfinanziert.
„Da das Zinsniveau voraussichtlich niedrig bleibt und die Kapitalanlagen von Lebensversicherern typischerweise eine geringere Laufzeit aufweisen als die Leistungsversprechen an die Kunden, sollte die Garantiefinanzierung auch künftig im Auge behalten werden.“ Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata
Der Zins macht den Unterschied
Dem Marktausblick von Assekurata zufolge werden sich zwischen den Lebensversicherern große bestandsindividuelle Unterschiede entwickeln. Denn Lebensversicherungen mit zahlreichen Beständen der älteren Rechnungszinsgeneration 3,50 Prozent und 4,00 Prozent haben den ZZR-Bedarf bereits größtenteils ausfinanziert. Andere Unternehmen hingegen werden noch lange finanzielle Rücklagen für die ZZR bilden müssen. Das trifft insbesondere Lebensversicherer, die nach 2000 viele Rentenversicherungen mit dem Garantiezins 3,25 Prozent abwärts abgeschlossen haben.
Wachstumsfeld Lebensversicherer
Trotz des schwierigen Zinsumfelds erwarten die Kölner Analysten eine positive Entwicklung. Auch im Neugeschäft, das im Vorjahresvergleich (2018 noch vier Prozent) zehn Prozent zulegen soll. Daran hat aus Sicht der Assekurata auch die verbesserte Methodik zum Ausbau der ZZR einen entscheidenden Anteil.
Der gesamte Marktausblick 2019 kann unter assekurata.de bestellt werden.
Titelbild: ©Jean Kobben/fotolia.com